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Diese Auszüge sind nur ein Anfang für Leser, die in 15 -30 Minuten einen groben Überblick über ein Thema bekommen möchten, das -auch im Überblick- eigentlich 1-2 Jahre Studium bräuchte. Bitte betrachten sie diese Zusammenfassung nur als einen Versuch in einer schier uferlosen Thematik einige Anhaltspunkte zu schaffen, die sich aber permanent weiterentwickeln.

Es gibt auch eine Reihe von Therapieansätzen die hier nicht aufgenommen wurden, nicht weil sie wirkungslos sind sondern nur deshalb, weil sie noch nicht zu den "Klassikern" gehören.

Neues braucht im Schnitt doch mindestens 25 Jahre bis es bekannt wird.

Die folgenden Links verweisen auf die entsprechenden Originaltexte: Wenn man dort weiterliest ist das natürlich empfehlenswert. Hier stehen die Texte auf einer Seite zum besseren Überblick.

 

Psychotherapie

Artikelgliederung

Einleitung; Psychoanalytische Psychotherapie;

Verschiedene Schulen der Psychoanalyse;

Humanistische Psychotherapie; Gestalttherapie Verhaltenstherapie;

Gruppentherapie; Neue Ansätze in der Psychotherapie; Kurztherapie und Krisenintervention; Kinderpsychotherapie

Kongress an der Med. Uni Graz

 

1

 

Einleitung

Psychotherapie, nichtmedikamentöse Behandlung psychischer Störungen mit Hilfe von Methoden, die vor allem auf verbaler und emotionaler Kommunikation basieren.

Die Psychotherapie unterscheidet sich in zweierlei Hinsicht von der persönlichen Hilfe, die man sich unter Freunden gegenseitig leisten kann. Erstens wird eine Psychotherapie von einem Psychotherapeuten durchgeführt, der besonders ausgebildet ist. Zweitens orientiert sich die Psychotherapie an Theorien über die Ursachen der Störungen und die zu ihrer Beseitigung notwendigen Methoden. Da das therapeutische Gespräch in den meisten Formen der Psychotherapie das wichtigste Heilmittel darstellt, ist die Beziehung zwischen dem Therapeuten und dem Patienten noch wichtiger als bei der medizinischen Behandlung körperlicher Leiden.

Erst seit der Mitte des 18. Jahrhunderts untermauerte man psychotherapeutische Praktiken durch wissenschaftliche Prinzipien. Der österreichische Arzt Franz Anton Mesmer arbeitete damals mit einer Art Suggestion, die animalischer Magnetismus genannt wurde. Im 19. Jahrhundert behandelte man seelische Leiden häufig mit schmerzhaften Stromstößen, deren Wirkung ebenfalls vom Einsatz der Suggestion abhing. Die Hypnose wurde vor allem im späten 19. Jahrhundert eingesetzt, beispielsweise von dem französischen Neurologen Jean Martin Charcot an der Salpêtrière in Paris.

2

 

Psychoanalytische Psychotherapie

Angeregt von Charcots Demonstrationen über die therapeutischen Möglichkeiten der Hypnose, beschäftigte sich auch der österreichische Arzt und Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, mit dieser Methode. Er setzte sie jedoch nicht ein, um seinen Patienten etwas zu suggerieren, sondern um vergessene (verdrängte), schmerzliche Erinnerungen aufzudecken. Bei der Arbeit mit seinen Patienten sammelte er auch die Daten, aus denen er die Theorie der Psychoanalyse formulierte. Nach Ansicht Freuds verdrängt der Mensch im Laufe seiner Entwicklung unannehmbare, von sexuellen und aggressiven Trieben ausgelöste Emotionen aus seinem Bewusstsein. Diese unterdrückten Emotionen, die permanent nach außen drängen, äußern sich zuweilen als Symptome einer Neurose.

Solche Symptome ließen sich nach Ansicht Freuds beseitigen, wenn man dem Patienten die unterdrückten Phantasien und Gefühle bewusst machte. Zunächst versuchte er, mit Hilfe der Hypnose Zugang zum Unbewussten zu erlangen. Das gab er jedoch bald zugunsten der freien Assoziation auf. Bei dieser Methode sollten die Patienten alles aussprechen, was ihnen zu Träumen, Phantasien und Erinnerungen einfiel. Freud interpretierte diese Assoziationen und half seinen Patienten auf diese Weise, einen seiner Ansicht nach heilsamen Einblick in ihr Unbewusstes zu gewinnen.

Später legte er großen Wert auf die Einsichten, die man aus der so genannten Übertragung gewinnt, das heißt aus der emotionalen Reaktion des Patienten auf den Therapeuten, in der sich nach Ansicht Freuds frühere Gefühle gegenüber Familienmitgliedern des Patienten widerspiegeln.

3

 

Verschiedene Schulen der Psychoanalyse

Einige sehr begabte Anhänger Freuds hatten zu wichtigen Aspekten der Theorie und der therapeutischen Methode eigene Ansichten und begründeten eigene Schulen.

3.

 

Carl Gustav Jung

Der einflußreichste unter ihnen war Carl Gustav Jung, ein Schweizer Psychiater. Er meinte, Freud überschätze die Bedeutung der sexuellen Triebe für das Verhalten. Vielmehr müsse sich das nichtsexuelle Potential einer Person realisieren, sonst könnten Neurosen entstehen. Jungianische Therapeuten unterstützen den Patienten dabei, seine eigenen inneren Ressourcen zu erkennen, um sich weiterentwickeln und mit Problemen umgehen zu können. Am Anfang der Behandlung finden die therapeutischen Sitzungen mehrmals in der Woche statt, später dann über einen Zeitraum von mehreren Monaten oder Jahren hinweg einmal in der Woche.

Es gibt verschiedene, pragmatische Mittel, unmittelbar anstehende Probleme zu lösen. Mit Hilfe der Dokumentation und Deutung von Träumen sowie dem Schaffen von Kunstwerken werden bei den Patienten Assoziationen zu den unbewußten Bildern angeregt, die nach Ansicht Jungs alle Menschen in sich tragen.

3.

 

Alfred Adler

Auch der österreichische Psychologe Alfred Adler war ein ehemaliger Schüler Freuds, der seine eigenen Wege ging. Er maß den instinktiven sexuellen Antrieben im Verhalten ebenfalls weitaus weniger Bedeutung als Freud zu. Seiner Ansicht nach entstehen durch die Hilflosigkeit des Kindes Gefühle der Minderwertigkeit. Als Reaktion auf diese Gefühle streben viele Menschen nach Überlegenheit. Diesem Macht- und Geltungsstreben wirkt das so genannte Gemeinschaftsgefühl entgegen, die Empathie und Identifizierung mit anderen Menschen. Nach Adler entstehen psychische Störungen aus einer falschen Lebensweise, falschen Ansichten und Zielen und einem unterentwickelten Gemeinschaftsgefühl. Der Therapeut hat die Aufgabe, den Patienten "umzuerziehen", ihn von seinen Fehlern zu überzeugen und das Gemeinschaftsgefühl zu wecken.

 

3.

 

Fromm, Horney und Erikson

Einige Anhänger Freuds entwickelten Theorien über Neurosen, die vor allem die Rolle sozialer und kultureller Einflüsse auf die Ausbildung der Persönlichkeit hervorhoben. Zu diesen so genannten Neofreudianern zählen Erich Fromm, Karen Horney und Erik Erikson. Alle drei emigrierten in den dreißiger Jahren aus Deutschland in die Vereinigten Staaten.

Nach Ansicht Fromms besteht das grundlegende Problem eines jeden Menschen in einem Gefühl der Isolierung, das von der Getrenntheit des Individuums herrührt. Das Leben und auch die Therapie müssen darauf abzielen, für den Menschen Orientierung und Sicherheit zu finden und Wurzeln auszubilden. Das geschieht, indem der Einzelne die Gemeinschaft mit anderen Menschen sucht, zugleich aber ein eigenständiges Individuum bleibt.

Karen Horney meinte, neurotisches Verhalten blockiere die dem Menschen innewohnende Fähigkeit zu gesunder Entwicklung und Veränderung. Die Therapie muss dem Patienten solche Verteidigungsblockaden nehmen, d.h. sie muss diese identifizieren und erklären, um dann dem Patienten zu helfen, die verborgenen konstruktiven Kräfte zur Veränderung zu mobilisieren.

Erikson war wie Horney überzeugt, dass der Mensch während seines gesamten Lebens die Fähigkeit zur Entwicklung in sich trägt. Veränderungen werden vom Ich des Menschen geleitet, das sich in der richtigen Umgebung gesund entwickeln kann. Ist eine solche Umgebung nicht gegeben, können im Rahmen einer Therapie das Grundvertrauen und die Sicherheit erworben werden, die Voraussetzungen eines gesunden Ichs sind. Im Gegensatz zu den traditionellen Psychoanalytikern arbeitete Erikson, der zunächst vor allem Kinder behandelte, bei einer Therapie gewöhnlich auch mit der Familie des Patienten.

4

 

Humanistische Psychotherapie

Als Reaktion auf die Psychoanalyse entstanden humanistische Therapierichtungen, die auf einem Menschenbild basieren, in dem vor allem das Potential des Menschen, gut zu sein, im Mittelpunkt steht.

4.

 a

Carl Rogers

Die älteste humanistische Therapie ist die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie des amerikanischen Psychologen Carl Rogers. Nach Ansicht von Rogers ist es dem Menschen, wie anderen lebenden Organismen, angeboren, sich selbst zu erhalten und weiterzuentwickeln, und das treibt ihn wiederum dazu, sich zu entwickeln und Reife zu erlangen. Jeder Mensch ist fähig, sich selbst zu verstehen und sich konstruktiv zu verändern. In der Therapie kann diese Fähigkeit mit Hilfe eines Therapeuten realisiert werden, der bestimmte essentielle Eigenschaften mitbringt.

Rogers maß der Einstellung des Therapeuten mehr Bedeutung zu als seiner fachlichen Ausbildung oder seinen Kenntnissen. Er führte das Wort Klient statt des üblichen "Patient" ein, um zum Ausdruck zu bringen, dass die Behandlung weder manipulativ noch medizinisch verordnet ist. Das genaue, feinfühlige Verständnis für die Erfahrungen und Gefühle des Klienten hat höchste Bedeutung, denn es hilft ihm, sich auf die Erfahrung des Augenblickes zu konzentrieren. Eine zweite wichtige Eigenschaft eines Therapeuten ist vorbehaltlose, positive Aufmerksamkeit, also ein vorurteilsfreies Interesse für den Klienten. Aufrichtigkeit bzw. Redlichkeit ist eine dritte Eigenschaft, die ein Therapeut laut Rogers unbedingt besitzen muss.

Im Laufe der Behandlung, so Rogers, übernimmt der Klient die Einstellungen des Therapeuten. Weil der Therapeut zuhört, lernt der Klient immer schrecklichere Gedanken und Gefühle in sich wahrzunehmen, bis er ein Stadium der Selbstakzeptanz erreicht, in dem Veränderung und Entwicklung möglich sind.

4.

b

Gestalttherapie

Ein weiterer humanistischer Ansatz, die Gestalttherapie, wurde von Frederick S. Perls entwickelt, einem deutschstämmigen ehemaligen Psychoanalytiker. Nach Ansicht von Perls bringt die moderne Zivilisation unvermeidlich Neurosen hervor, weil sie den Menschen zwingt, natürliche Bedürfnisse zu unterdrücken und damit verhindert, dass er seinem angeborenen Drang folgt und sich biologisch und psychologisch der Umwelt anpasst. Die Folge sind neurotische Ängste. Um einen Menschen zu heilen, muss man ihm seine unbefriedigten Bedürfnisse wieder bewusst machen. Mit der Ansicht, dass intellektuelle Einsicht keinen Menschen verändern könne, entfernte sich Perls von der psychoanalytischen Tradition. Er entwickelte Übungen, die das Bewusstsein eines Klienten sowohl für seine Emotionen, seinen körperlichen Zustand und seine unterdrückten Bedürfnisse als auch für die physischen und psychischen Reize der Umwelt schärfen sollten. Gestalttherapien werden in wöchentlichen Sitzungen, die sich über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren erstrecken können, mit Einzelpersonen und mit Gruppen durchgeführt.

 

Gestalttherapie:

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

 

Die Gestalt-Therapie gehört zu den hermeneutisch-phänomenologisch ausgerichteten erlebnisaktivierenden Psychotherapieverfahren. Als Begründer dieser Psychotherapie-Methode gelten Fritz Perls und Lore Perls und Paul Goodman, ein Vertreter des philosophischen Anarchismus.

Im Mittelpunkt dieser Methode steht die Förderung der Awareness, des Gewahrseins aller gerade vorhandenen und zugänglichen Gefühle, Empfindungen und Verhaltensweisen. Damit soll der Kontakt des Patienten zu sich selbst und zu seiner Umwelt gefördert werden. Die Art und Weise, wie der Patient diesen Kontakt zu sich selbst und seiner Umwelt in bestimmten Situationen unterbricht oder vermeidet, gilt als wesentlicher Faktor beim Zustandekommen psychischer Störungen. Durch die Überwindung dieser Kontaktstörungen sollen die Selbstheilungskräfte des Patienten freigelegt und neue Einsichten, Erfahrungen und Verhaltensmöglichkeiten erschlossen werden.

Im Rahmen von Gestalttherapie war es besonders Barry Stevens, die sich dem Körper-Aspekt des Organismus widmete, und die ihre eigene Form gestalttherapeutischer Körperarbeit (http://www.gestalt.de/stevens_koerperarbeit.html) entwickelte.

In der gestalttherapeutischen Schule haben sich nach der Gründungsphase in den USA und davon ausgehend in Europa unterschiedliche Varianten, Strömungen und Stile herausgebildet. Dazu hat die theoretisch und praktisch sehr heterogene Hinterlassenschaft der Gründungsphase wesentlich beigetragen. Heute finden sich in der Gestalt-Therapie Ausrichtungen, die den Schwerpunkt vorwiegend auf die Erlebnisaktivierung und damit einhergehende kathartische Erlebnisse setzen, neben anderen, für die die geduldige Entwicklung der therapeutischen Beziehung und der Beziehungsfähigkeit des Patienten im Mittelpunkt steht.

Auch hinsichtlich der theoretischen Ausrichtung unterscheiden sich verschiedene Strömungen in der gestalttherapeutischen Schule deutlich. Es finden sich solche, die sich hauptsächlich auf das selbst wiederum sehr heterogene Grundlagenwerk von Perls, Hefferline und Goodman stützen (das vor allem von Goodman geprägt ist und von Perls selbst nicht so geschätzt wurde); daneben solche, die stärker auf die psychoanalytischen Wurzeln der Gestalttherapie zurückgehen; eine völlig eigenständige Entwicklung ist daneben die von Hans-Jürgen Walter begründete Gestalttheoretische Psychotherapie, die sich unmittelbar auf die Gestaltpsychologie bzw. Gestalttheorie stützt; weiters ist die von Hilarion Petzold begründete Integrative Therapie zu nennen, die die Gestalttherapie stark mit einbezieht, aber nur als einen von mehreren therapeutischen Ansätzen.

 

Weblinks

http://www.gestaltkritik.de/

http://www.gestaltpsychotherapie.de/index.htm

 

 Gestalttheoretische Psychotherapie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

 

Gestalttheoretische Psychotherapie ist eine aus der Gestalttheorie abgeleitete Psychotherapiemethode. Sie ist mit der Gestalttherapie von Fritz Perls zwar verwandt, jedoch nicht identisch mit diesem Verfahren. Die Gestalttheoretische Psychotherapie entstand vielmehr aus den Bemühungen von Hans-Jürgen Walter, einem Schüler des Gestaltpsychologen Wolfgang Metzger, auf Grundlage der Gestalttheorie Möglichkeiten einer Integration von kompatiblen Ansätzen der Psychoanalyse, Tiefenpsychologie, kognitiven Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie und anderer psychotherapeutischer Schulen zu entwickeln.

Gestalttheoretische Psychotherapie ist ein tiefenpsychologisch begründetes Verfahren, das sich konsequent an den Erkenntnissen und experimentell-psychologischen Befunden der Gestaltpsychologie und an deren phänomenologischer Ausrichtung orientiert. Die in diesem Rahmen eingesetzten Techniken sind sehr variabel und auf den Einzelfall ausgerichtet. Typisch ist dabei allerdings das Bemühen, über erlebnisaktivierende Interventionen eine Integration von Fühlen, Empfinden, Denken und Verhalten zu fördern. Die psychotherapeutische Haltung und das Menschenbild weisen sehr enge Bezüge zur Individualpsychologie von Alfred Adler auf. Dessen Nähe zur Gestaltpsychologie war schon Grundlage dafür, dass sich Wolfgang Metzger, einer der namhaftesten deutschen Vertreter der Gestaltpsychologie, besonders für die Herausgabe der Schriften Adlers und für die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie eingesetzt hat.

Gestalttheoretische Psychotherapie auf dieser Grundlage fand inzwischen hauptsächlich im deutschsprachigen Raum, in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, Verbreitung. In Österreich gehört Gestalttheoretische Psychotherapie zu den staatlich anerkannten wissenschaftlich-psychotherapeutischen Methoden.

Im englischsprachigen Raum haben sich schon früher verschiedene Ansätze zur Anwendung der Gestalttheorie im psychotherapeutischen Feld entwickelt. Dies erfolgte im wesentlichen im weiteren Rahmen einer Verbindung von Gestalttheorie und Psychoanalyse als der zu der Zeit vorherrschenden Strömung in der Psychotherapie. Hier sind unter anderen die Arbeiten des Lewin-Schülers Junius F. Brown und des Wertheimer-Mitarbeiters Erwin Levy zu nennen. Vor allem im Bereich der Gruppenpsychotherapie und der psychotherapeutischen Arbeit mit psychotischen Patienten hat sich der Wertheimer-Mitarbeiter Abraham S. Luchins einen Namen gemacht.

 

 

Weiterführende Angaben

Literatur

 

Hans-Jürgen Walter: Gestalttheorie und Psychotherapie. Westdeutscher Verlag, Opladen 1994 (3. Auflage)

Hans-Jürgen Walter: Angewandte Gestalttheorie in Psychotherapie und Psychohygiene. Westdeutscher Verlag, Opladen 1996

Gerhard Stemberger (Hrsg.): Psychische Störungen im Ich-Welt-Verhältnis. Gestalttheorie und psychotherapeutische Krankheitslehre. Krammer, Wien 2002

Klaus Winkelhog: Gestalttheoretische Psychotherapie im Gefängnis. In: G. Hörmann und M.R. Textor (Hrsg.): Praxis der Psychotherapie. Fünf Therapierichtungen in Fallbeispielen. Westdeutscher Verlag: Opladen 1992, S. 203-254

Wolfgang Zöller: Zum wissenschaftlichen Standpunkt der Gestalttheoretischen Psychotherapie. In: Gestalt Theory 18, S. 257-275

 

Weblinks

Gesellschaft für Gestalttheorie und ihre Anwendungen (GTA) - Society for Gestalt Theory and its Applications (GTA) (http://www.gestalttheory.net/) Die Homepage der GTA (in englischer, deutscher, italienischer und französischer Sprache) bietet auch wichtige Dokumente und weiterführende Informationen zur Gestalttheoretischen Psychotherapie.

 

5.

 

Verhaltenstherapie

Im Gegensatz zu den meisten anderen Formen der Psychotherapie basiert die Verhaltenstherapie nicht auf einer Theorie der Neurose. Vielmehr werden bei der Verhaltenstherapie die Methoden der Experimentalpsychologie auf die Probleme des Einzelnen angewendet. Verhaltenstherapeuten beschäftigen sich nicht mit zugrunde liegenden psychischen Kräften. Sie richten ihr Augenmerk vielmehr auf das Verhalten, das ihre Klienten belastet, und jedes Verhalten, normales und auffälliges, wird nach Ansicht von Verhaltenstherapeuten nach spezifizierbaren Prinzipien erlernt. Da diese Lernprinzipien für jede Form von Verhalten gelten, kann man sie nach Ansicht der Verhaltenstherapeuten auch dazu nutzen, störendes Verhalten zu korrigieren.

Der Verhaltenstherapeut beginnt die Behandlung damit, möglichst viel über das Problem des Patienten und die begleitenden Umstände in Erfahrung zu bringen. Er zieht keine Rückschlüsse auf Ursachen, er sucht auch nicht nach einer versteckten Bedeutung, sondern konzentriert sich auf beobachtbare und messbare Phänomene. Aufgrund der Verhaltensanalyse formuliert er Hypothesen über die Umstände, die das Problem verursachen. Dann machen sich Therapeut und Patient gemeinsam daran, die Umstände der Reihe nach zu verändern, und beobachten, ob sich das Verhalten des Klienten daraufhin verändert.

5.

a

Desensibilisierung

Eine der ältesten und bekanntesten Methoden der Verhaltenstherapie ist die systematische Desensibilisierung. Dieses Verfahren entwickelte der südafrikanische Psychiater Joseph Wolpe. Es wird zur Behandlung von Phobien eingesetzt: Der Patient lernt, sich zu entspannen und sich dann allmählich den Situationen oder Objekten zu nähern, die bei ihm Angst auslösen.

5.

b

Kognitive Ansätze

Angeregt von Denkern wie dem amerikanischen Psychologen Albert Bandura, haben Verhaltenstherapeuten in jüngster Zeit dem Einfluss des Denkens auf das Verhalten mehr Beachtung geschenkt. Die kognitive Verhaltenstherapie versucht mit Hilfe der Kognition, Überzeugungen und Denkgewohnheiten, die das Unbehagen des Patienten offenbar verursachen, zu verändern.

Ähnliche kognitive Ansätze verfolgten Psychoanalytiker, die von den psychoanalytischen Theorien und Methoden enttäuscht waren. Der älteste Ansatz ist die rational-emotive Therapie des amerikanischen Psychologen Albert Ellis. Seiner Ansicht nach sind irrationale Überzeugungen und unlogisches Denken die Ursache für emotionale Störungen. Er konfrontiert Patienten mit ihrer Irrationalität und ermutigt sie, konzentriert daran zu arbeiten, sie durch rationalere Gedanken und Emotionen zu ersetzen.

Eine ähnliche Methode, die sich bei der Behandlung von Depressionen bewährt hat, wurde von dem amerikanischen Psychologen Aaron T. Beck entwickelt. Seiner Ansicht nach haben Menschen mit Depressionen tendenziell ein negatives Selbstbild, interpretieren ihre Erfahrungen negativ und blicken ohne Hoffnung in die Zukunft. Er sieht darin im Wesentlichen eine Folge falscher Denkweisen. Seine Behandlungsmethoden zielen wie die streng behavioristischen Methoden darauf ab, das Problem direkt zu korrigieren und nicht seine möglichen Ursachen in der Vergangenheit zu verstehen.

6

 

Gruppentherapie

Die Gruppentherapie führt den Patienten vor Augen, dass andere Menschen die gleichen Probleme haben wie sie selbst. Bei der Gruppentherapie gelten die Interaktionen zwischen den Gruppenmitgliedern als wichtigste Quelle der Veränderung und Heilung.

6.

 

Ursprünge

Die Gruppentherapie entstand in Europa und den Vereinigten Staaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In Europa arbeitete Jacob L. Moreno als erster mit einer Gruppe. Er ließ die Patienten ihre Probleme spielen, um ihr Bewusstsein für sie zu schärfen. "Morenos Psychodrama" wurde auch in anderen Teilen der Welt als psychotherapeutische Methode zur Behandlung neurotischer und psychotischer Patienten und zu Ausbildungszwecken im Bereich der Psychiatrie eingesetzt.

Heute werden viele Formen der Gruppentherapie praktiziert. Die meisten theoretischen Richtungen der individuellen Psychotherapie findet man auch bei der Gruppenarbeit. Viele Therapeuten arbeiten mit ihren Patienten sowohl allein als auch in der Gruppe.

6.

 

Familientherapie

Eine besondere Form der Gruppentherapie ist die Familientherapie. Adler arbeitete schon in den dreißiger Jahren mit ganzen Familien. Der Familientherapie liegt die Annahme zugrunde, dass aktuelle Beziehungen innerhalb der Familie sich auf die psychischen Probleme eines einzelnen Familienmitglieds auswirken und umgekehrt. Deshalb untersuchen Familientherapeuten nicht die inneren Konflikte eines Einzelnen, sondern versuchen Interaktionen zwischen Familienmitgliedern zu fördern und so das Wohlbefinden des Einzelnen zu steigern.

7

 

Neue Ansätze in der Psychotherapie

In den späten sechziger und in den siebziger Jahren wurde eine Vielzahl neuer psychotherapeutischer Methoden entwickelt und gefördert. Viele, wie beispielsweise die frühen humanistischen Therapien, entstanden aus einer gewissen Unzufriedenheit mit der psychoanalytisch orientierten Psychotherapie: Sie galt als zu kostspielig, zu zeitaufwendig und elitär. Einige Kritiker vertraten auch die Ansicht, psychoanalytische Praktiken seien zu sehr intellektualisiert und zu rational, übermäßig mit der Vergangenheit befasst und unnötig auf die Bewahrung abendländischer Wertvorstellungen wie Individualismus, Leistung und Produktivität ausgerichtet. Im Gegenzug entwickelten einige Theoretiker Methoden, die das Gefühl gegenüber dem Verstand und die Gegenwart gegenüber Vergangenheit und Zukunft betonen. Andere wie Ellis und Beck, die sich ebenfalls von der Psychoanalyse abgewandt hatten, sahen gerade im Verstand den maßgeblichen Faktor der Überwindung emotionaler Störungen.

Kontroverse Methoden, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt haben, waren die Primärtherapie des amerikanischen Psychologen Arthur Janov und die Transaktionsanalyse Eric Bernes. Bei der Primärtherapie wird der Patient dazu ermuntert, frühe Erfahrungen mit einer Intensität wiederaufleben zu lassen, die er ursprünglich nicht zugelassen hatte. Nach Ansicht Janovs befreien solche katharsischen Reaktionen den Patienten von zwanghaft neurotischem Verhalten.

8

 

Kurztherapie und Krisenintervention

Ein weiterer moderner Trend in der Psychotherapie ist der Einsatz von Kurztherapien in Krisensituationen. Diese Kurztherapien wurden einerseits aus Unzufriedenheit mit oft jahrelangen psychoanalytischen Therapien entwickelt, und andererseits im Hinblick auf wachsende Kenntnisse über Menschen in Krisensituationen. In schweren Krisen, z. B. nach dem Tod eines geliebten Menschen, sind Menschen empfänglicher für eine Veränderung &endash; zum Guten oder zum Schlechten. Unterstützung in solchen Zeiten kann ihnen nicht nur helfen, die Krise zu überwinden, sondern sie auch psychisch stärker machen, als sie es vor der Krise waren.

Es gibt zwei Hauptformen der Kurztherapie. Die eine richtet sich auf die Unterdrückung von Angst und bedient sich unterstützender Methoden wie Bestätigung, Suggestion, Manipulation des Umfelds und Medikation. Die andere soll die übliche neurotische Abwehrhaltung des Patienten durchbrechen, so dass eine Veränderung möglich wird. Zu diesem Zweck wird die Angst zunächst provoziert.

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Kinderpsychotherapie

Die Psychotherapie für Kinder orientiert sich an demselben Bezugsrahmen wie die Psychotherapie für Erwachsene, jedoch mit einem wichtigen Unterschied: Kindertherapeuten müssen ständig das Entwicklungsstadium ihrer Patienten berücksichtigen. Auch die Methoden unterscheiden sich. Was in der Erwachsenentherapie das Gespräch ist, das ist in der Kindertherapie das Spiel. Dies unabhängig davon, welcher Schule der Therapeut angehört. Die Psychoanalytikerinnen Anna Freud und Melanie Klein waren die ersten, die in der Therapie das Spiel als Kommunikationsmittel mit dem Kind einsetzten.


Zur Information:


Einladung zur Tagung:

 

Werte, Sinn und Tatsachen

Diktiert die Hirnforschung ein neues Bild von Mensch und Gesellschaft?

14. Wissenschaftliche Arbeitstagung
24. bis 27. Februar 2005
in Graz, Österreich
Medizinische Universität Graz & Fachhochschule Joanneum

 

Neurowissenschaftliche Erklärungsmodelle sind auf dem Vormarsch, seit sich aufgrund neuer Untersuchungsmethoden in der Hirnforschung die physiologischen Prozesse im Gehirn differenzierter abbilden lassen. In den Wissenschaftsteilen von Zeitschriften, poplärwissenschaftlichen Magazinen werden immer wieder "neue Erkenntnisse" aus der Grundlagenforschung berichtet. Weiter werden diese Erkenntnisse der Hirnforschung auch schon in Anwendungsfeldern wie Pädagogik, Psychiatrie, Psychotherapie etc. popularisiert und der Eindruck erweckt, als ob diese Anwendungsfelder auf dadurch auf eine völlig neue Grundlage gestellt werden müssten. Auf der anderen Seite reklamieren zum Beispiel im Bereich der Psychotherapie Psychoanalytiker und Verhaltenstherapeuten die Erkenntnisse der Neurowissenschaft als Belege für die Richtigkeit ihrer wissenschaftlichen Grundpositionen.

Weiter werden von führenden Vertretern der Neurowissenschaften wie Singer und Roth Konsequenzen im Hinblick auch ethische Fragestellungen thematisiert. Die "Freiheit des Willens" des Menschen scheint dadurch in Frage gestellt zu sein, wenn menschliche Verhaltensweisen als durch deterministische Hirnprozesse bestimmt zu sein scheinen. Auf der GTA-Tagung sollen diese Fragen aus gestalttheoretischer Sicht beleuchtet und kritisch diskutiert werden.

Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung werden Vorträge von und die Diskussion mit Gestalttheoretikern aus Italien sein. Hier ist es uns gelungen, namhafte Vertreter für Beiträge zur Tagung zu gewinnen.

Die GTA-Tagung wird in inhaltlicher und organisatorischer Verbindung mit der von Professor Pieringer veranstalteten Tagung "Der Mensch als Subjekt in der Medizin" stattfinden.

Eine Zertifizierung der Tagung für die Fortbildungsverpflichtung der Psychotherapeuten nach dem Österreichischen Psychotherapiegesetz und den entsprechenden Regelungen in Deutschland ist geplant.

Demnächst: Programm der Tagung: pdf File im Anhang

 

GTA-Tagungskomitee

Dr. Gerhard Stemberger
c/o OeAGP
Schopenhauerstr. 48/6
A-1180 Wien
Österreich
Fax: ++43/1-4064661; E-Mail:
gta05@gestalttheory.net